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Zukunftsbilder für Dresden – Wie soll das klimaneutrale und klimagerechte Dresden sein?

Eine Ausarbeitung der Parents For Future Dresden – Stand 04. März 2022

Einleitung

Die Zukunftsbilder für Dresden verdeutlichen, welchen Gewinn die Transformation der Stadt zur Klimaneutralität und Nachhaltigkeit für die Bürger*innen bedeutet. Eine nachhaltige und klimaverträgliche Lebensweise entspricht in vielen Hinsichten unseren Bedürfnissen. Deswegen sollen auch die Bedürfnisse der Menschen im Vordergrund stehen und nicht „das Klima“, das zu oft immer noch als etwas Getrenntes, etwas außerhalb von uns selbst wahrgenommen wird.
Natürlich sind für diese Transformation erhebliche Investitionen notwendig. Es ist aber wichtig, diese nicht ausschließlich als Belastung anzusehen. Die Investitionen sind notwendig und gleichzeitig unser Ticket für eine lebenswerte Zukunft! Menschen sind bereit zu investieren, wenn sie an Sachen glauben. Beispielsweise beim Hauskauf und Hausbau werden immense (finanzielle) Belastungen gestemmt, mit der Aussicht, dann so wohnen und leben zu können, wie man sich es wünscht – und sich abzusichern.
Dresden – unsere Stadt, ist unser Haus, in dem wir leben. Wir können es zu einem behaglichen, menschenfreundlichen, gesunden, schönen, sicheren, gerechten – und vor allem beständigen – Ort machen! Oder aber viel verlieren, wenn wir die Klimakrise nicht ernst nehmen. Das Wichtigste aber ist, dass wir schnell mit der Transformation beginnen, um sämtlichen Spielraum zu nutzen, den wir noch haben.

Vorbemerkungen

  • Klimaschutz und Klimaanpassung sind so eng miteinander verbunden, deswegen bezieht sich diese Vision auf beides. Dennoch sollte zuerst an den Klimaschutz gedacht werden, denn nur ein schnell wirksamer Klimaschutz kann uns ausreichende Handlungsmöglichkeiten in der Anpassung für die langfristige Zukunft sichern. Beide Ansätze müssen Chefsache im Rathaus werden, gemeinsam geplant, umgesetzt und in einer starken Organisationseinheit mit weitreichenden Kompetenzen zusammengefasst werden.
  • Wichtig ist es uns, bei der Vision unmittelbar auf die Bedürfnisse der Bürger*innen einzugehen, welche mit einem „klimaneutralen“ Dresden erfüllt werden können:
    Sicherheit – Gesundheit – wirtschaftliche Perspektiven – kurze Arbeitswege – Identität – Tradition – Erholung – Gemeinschaft – sozialer Anschluss – Freiheit – Selbstbestimmung – Gerechtigkeit – Solidarität – sozialer Zusammenhalt – Mitbestimmung/Beteiligung – Barrierefreiheit – schönes Stadtbild/Umfeld

Zukunftsbilder

1. Dresden ist ein Ort, an dem es sich sicher, gesund und erholt leben lässt
  • die Luft ist sauber, es gibt wenig Atemwegserkrankungen, Allergien etc.
  • die Stadt wird auch an heißen Sommertagen kühl und sicher gehalten (besonders wichtig für vorbelastete, ältere und akut/chronisch erkrankte Menschen)
  • eine ruhige Mobilität sorgt für Entspannung bei den Menschen und für Aufenthaltsqualität im Freien – die Dresdner*innen halten sich viel draußen auf und bewegen sich viel, sowohl in der Mobilität als auch zur Erholung
  • jede*r hat fußläufigen Zugang zu intakter Stadtnatur (Grünflächen, Parks, Gewässern etc.) und ruhigen Erholungsräumen
  • durch eine Reduktion und Entschleunigung des motorisierten Individualverkehrs sind die Verkehrsräume sicher – insbesondere für Kinder und ältere Menschen
  • durch viele wohnhausnahe Begegnungsräume besteht viel Gemeinschaft und Gesellschaft, die Vereinsamung der Städter*innen ist gestoppt – dies macht die Dresdner*innen auch psychisch gesund (siehe Punkt 4)
  • Dresden hat ein schönes, klimaangepasstes Umfeld mit gesundem Grün, besonders in den Naherholungsgebieten

-> Auswirkungen auf: Wirtschaft (2), Solidarität (7)
-> Maßnahmen, die zu diesem Zukunftsbild beitragen: Mobilitätswende, Flächenwende, Wärmewende, Stadtbegrünung, Entsiegelung, Entschleunigung, Dezentralitätstrategie

2. Dresden ist ein Ort, der wirtschaftliche Perspektiven bietet
  • Unternehmen, Betriebe und Institutionen haben in Dresden alle wichtigen Bedingungen, um nachhaltig zu wirtschaften und sich zukunftsfest zu organisieren (erneuerbare Energien, klimafreundliche Mobilität und Logistik, Handwerk etc.) – sie bieten und sichern so viele langfristige, krisensichere Arbeitsplätze
  • viele Anlagen erneuerbarer Energien bieten Bürger*innen und Unternehmen Verdienstmöglichkeiten, eine resiliente, unabhängige Energieversorgung und verlässliche Energiepreise
  • viele Unternehmen und Betriebe arbeiten gemeinwohlorientiert, sodass nicht nur schwarzen Zahlen, sondern auch ihr Beitrag für die Gesellschaft und Umwelt Geschäftskriterien sind – sie bieten viele sinnstiftende Arbeitsplätze mit fairen Bedingungen
  • durch Aus- und Weiterbildung haben die Dresdner*innen Teil an den vielen Jobs, die durch die Energiewende enstehen, Arbeitgeber finden gut ausgebildetes Personal in Dresden
  • gesunde Lebensbedingungen in Dresden sorgen für gesunde Arbeitskräfte und reduzieren Ausfälle
  • Aufenthaltsqualität und -sicherheit im Stadtgebiet und im Umfeld, sichere sowie planbare Feste und Kultur im Freien sichern eine starke Tourismuswirtschaft, Gastronomie und Handel

-> Auswirkungen auf: Gesundheit (1), Identität (3), sozialer Anschluss (4)
-> Maßnahmen, die zu diesem Zukunftsbild beitragen: Ausbau erneuerbarer Energien, Wärmewende, Mobilitätswende, Aus- und Weiterbildung, Stadtbegrünung, Flächenentsiegelung, zukunftsorientiertes Stadtmarketing

3. Dresden ist ein Ort, an dem die Tradition, die Identität und das Heimatgefühl der Stadt bewahrt wird
  • Dresden ist eine grüne Stadt (saubere, kühle Luft, Wassermanagement sowie Vernetzungsmöglichkeiten des Grüns auch im Boden tragen zu gesundem Stadtgrün bei – und helfen den Pflanzen maßgeblich bei der Klimaanpassung)
  • auch in heißen Sommern ist die Stadt barrierefrei, es sind Feste, Kultur und Sport planbar unter freiem Himmel möglich
  • durch die Mobilitäts- und damit verbunden die Flächenwende gibt es viele neue Räume und Möglichkeiten, Kultur und Traditionen (dezentral) neu aufleben zu lassen
  • die Gebäude sind vor Hitze- und Extremwetterschäden geschützt – Dresdens historisches Stadtbild besteht lebendig weiter
  • auch saubere und gesunde Gewässer erhalten Dresdens Stadtbild und fördern die Aufenthaltsqualität im Freien
  • gesunde Naherholungsgebiete wie die Sächsische Schweiz gehören fest zu einem guten Lebensgefühl in Dresden dazu

-> Auswirkungen auf: Gesundheit (1), Wirtschaft (2)
-> Maßnahmen, die zu diesem Zukunftsbild beitragen: Energiewende, Wärmewende, Mobilitätswende, Flächenwende, Stadtbegrünung, Flächenentsiegelung

4. Dresden ist ein Ort, an dem Menschen sozialen Anschluss und Gemeinschaft finden
  • wohnhausnah finden alle Dresdner*innen ruhige und grüne Begegnungsräume, die barrierefrei und witterungsgeschützt sind – das hilft besonders den weniger mobilen Kindern und älteren Menschen
  • „gemeinsam genießen statt einsam verzichten“: neben Bildung, Sport und Kultur sorgen vor allem auch ökologische Projekte (z. B. (Fahrrad-)Reparatur-Werkstätten und -Cafes, Second-Hand- und Kleidertauschläden, Foodsharing-Cafes, Gemeinschaftsgärten etc. – evtl. organisiert in ökologischen Stadtteilzentren) in allen Stadtteilen für vielfältige Anschlussmöglichkeiten und sozialen Zusammenhalt
  • ökologische Wohn- und Arbeitsprojekte sowie eine flächenreduzierte, ökologische Stadtentwicklung mit geteilten Räumen machen neue Formen des Zusammenlebens und -arbeitens möglich
  • durch den sozialen Zusammenhalt und die Gemeinschaft sind die Dresdner*innen resilient gegenüber Hetze, radikalen und extremen Positionen – deren Verbreitung ist der Nährboden der Vereinsamung und Isolation entzogen

-> Auswirkungen auf: Gesundheit (1), Identität (3)
-> Maßnahmen, die zu diesem Zukunftsbild beitragen: Mobilitätswende, Flächenwende, Stadtbegrünung, ökologische Stadtentwicklung

5. Dresden ist ein Ort, an dem Menschen frei und selbstbestimmt leben können
  • die Mobilität in Dresden ist frei wählbar und flexibel kombinierbar durch ein flächendeckendes Angebot an sicherer Fuß- und Radinfrastruktur, eng getakteten ÖPNV-Angeboten (auch mobility-on-demand) und Carsharing  – es besteht keine Abhängigkeit mehr von einzelnen Verkehrsmitteln, vor allem nicht mehr vom kostenintensiven individuellen PKW (auch nicht in den vielen Stadtteilen mit Hanglagen)
  • auch im Sommer, vor allem an der zunehmenden Anzahl an Hitzetagen, ist der Aufenthalt im Freien sicher und barrierefrei
  • durch Sicherheit – Schutz vor Extremwetterereignissen (Gesundheit, Gebäude und Infrastruktur) und gesellschaftlichem Zusammenhalt durch den Erhalt guter Lebensbedingungen in ganz Dresden – ist ein freies und selbstbestimmtes Leben für alle in Dresden möglich
  • von Dresdens 1,5-Grad-verträglichem Emissionsbudget wurde genug aufgespart, dass der weitere Weg in die Klimaneutralität der Stadt auch von den jungen Menschen gemeinschaftlich und selbstbestimmt gestaltet werden kann (s. Klima-Urteil des BVerfG vom April 2021)

-> Auswirkungen auf: Identität (3), sozialer Zusammenhalt (4), wirtschaftliche Perspektiven (2)
-> Maßnahmen, die zu diesem Zukunftsbild beitragen: Wärmewende, Aus- und Weiterbildung, Mobilitätswende, Flächenwende, Stadtbegrünung, Flächenentsiegelung

6. Dresden ist ein Ort, den Menschen mitgestalten und mitbestimmen können
  • die Bürger*innen sind über Diskussions- und Mitgestaltungsmöglichkeiten ihres Wohnumfeldes und in der gesamten Stadt, sowie über Beteiligungsprozesse informiert
  • Beteiligungsprozesse sind entbürokratisiert, barrierefrei, effektiv – es kann digital wie analog teilgenommen werden
  • durch die Mobilitäts- und Flächenwende entstehen stadtweit neue Begegnungsräume, die durch die Bürger*innen gestaltet werden können und Raum zur Umsetzung von Bürger*innen-Projekten bieten
  • auch Indoor-Räume stehen stadtweit für die Planung und Durchführung von Bürgerprojekten zu Verfügung (z. B. in ökologischen Stadtteilzentren)
  • Bürger*innen-Projekte erhalten unbürokratische Beratung und finanzielle Unterstützung

-> weitere Auswirkungen auf: Gesundheit (1), Identität (3), sozialer Zusammenhalt (4), schönes Stadtbild (8)
-> Maßnahmen, die zu diesem Zukunftsbild beitragen: Bürgerbeteiligung, Mobilitätswende, Flächenwende

7. Dresden ist ein Ort, an dem Solidarität und Gerechtigkeit herrschen
  • Dresden übernimmt seine internationale (Mit-)Verantwortung und entwickelt Wege des klimaneutralen Zusammenlebens und Wirtschaftens mit
  • die Dresdner*innen sind durch eine dezentrale Energiewende an der Energieversorgung wirtschaftlich beteiligt und durch die Resilienz der dezentralen Systeme sowie verlässliche Preise langfristig abgesichert
  • alle Stadtteile und Mietpreislagen bieten gesunde Lebensbedingungen (kühl, ruhig, mit Stadtgrün, Räumen für Begegnung, Verkehrberuhigung und Anbindung an gesunde Mobilität)
  • attraktive Stadtteilzentren mit viel Fuß- und Radverkehr, Aufenthaltsqualität und Räumen für Kultur sorgen für eine starke lokale Gastronomie und einen starken regionalen Handel
  • (körperlich und psychisch) gesunde Lebensbedingungen stärken vor allem auch die Dresdner*innen in belastungsintensiven Berufen und sorgen so auch mit für einen starken Bildungs- und Gesundheitssektor

-> Auswirkungen auf: Gesundheit (1), Identität (3), sozialer Zusammenhalt (4)
-> Maßnahmen, die zu diesem Zukunftsbild beitragen: Energiewende, Wärmewende, Mobilitätswende, Flächenwende, Stadtbegrünung, ökologische Stadtentwicklung (neue, flächenreduzierte Wohn- und Arbeitskonzepte mit geteilten Räumen), Bürgerbeteiligung

8. Dresden hat ein schönes Stadtbild und Umfeld
  • Dresdens Stadtbild und Umfeld ist geprägt durch:
    • gesunde, vielfältige Grünflächen, Parkanlagen, Straßenbäume, Fassadenbegrünung und Gründächer
    • eine gesunde Elbe und viele weitere gesunde Gewässer
    • Menschen, die auf den Straßen unterwegs sind, zusammenkommen und sich draußen aufhalten
    • leise, moderne Straßenbahnen und Busse, viele Fahrräder in vielfältigen Formen, wenige leise E-Autos und Transporter
    • Außengastronomie und Märkte
    • witterungsgeschütze Begegnungs-, Spiel-, Sport und Veranstaltungsflächen in allen Stadtteilen
    • Kunstprojekte und Ausstellungen im öffentlichen Raum
    • gesunde Naherholungsgebiete wie die Sächsische Schweiz

-> Auswirkungen auf: Identität (3), sozialen Zusammenhalt (4), wirtschaftliche Perspektiven (2)
-> Maßnahmen, die zu diesem Zukunftsbild beitragen: alle

Sonder-Zukunftsbild: Dresden mit Gemeinwohl-Ökonomie

Durch EU, Bund, Länder – und die Stadt Dresden – werden viele Unternehmen, Betriebe und Institutionen unterstützt, die sich nach dem Prinzip der Gemeinwohl-Ökonomie organisieren.

Auswirkungen auf Betriebe, Unternehmen und Institutionen

  • der Wachstumszwang wird reduziert, Betriebe können ihre sinnvolle Größe finden
  • die Geld- und Machtkonzentration einzelner Unternehmen wird begrenzt, die Wirtschaftsstruktur wird wird diverser, die Anzahl kleiner und mittelständischer Betriebe wächst wieder, die Schere zwischen Arm und Reich wird kleiner, der gesellschaftliche Zusammenhalt wächst, die Demokratie wird gestärkt
  • der Konkurrenzdruck sinkt, gute Geschäftsbeziehungen und Kooperationen werden gefördert (Kooperation ist gesamtwirtschaftlich effizienter als Konkurrenz)
  • die Betriebe bekommen wieder mehr Spielraum für soziale und ökologische Belange

Auswirkungen auf die Menschen

  • die Dresdner*innen finden sinnstiftende Arbeitsplätze
  • durch mehr Beteiligung am Arbeitsplatz und im Betrieb werden sie emanzipiert, sich mehr für sich und andere einzusetzen, die Demokratie wird gestärkt
  • sie finden ein besseres Miteinander mit weniger Konkurrenzstreben und mehr Gleichbehandlung am Arbeitsplatz vor, das Beziehungen, Freundschaften und soziale Netze entstehen lässt – der gesellschaftliche Zusammenhalt wächst
  • durch mehr Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten in den Arbeitsbedingungen werden die Dresdner*innen gesünder
    • allein mehr Selbstbestimmung und Freiheit trägt zu psychischer Gesundheit bei
    • die Möglichkeit für flexible Arbeitszeiten und die wöchentliche Arbeitszeit zu reduzieren, lässt mehr Spielraum für das Sozialleben, für Freizeit, Sport und Engagement
  • dass die Arbeit stärker vereinbar ist mit Care-Tätigkeiten kommt Kindern, älteren Menschen etc. zu Gute
  • dadurch, dass die Arbeitgeber Umwelt-, Klima- und Natur schützen, gewinnen die Dresdner*innen an Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft

Hier findet ihr die noch etwas detailliertere Vision der GWÖ-Gruppe Dresden.

Maßnahmen, die es dafür braucht
  • Energiewende
  • Ausbau erneuerbarer Energien
  • Wärmewende
  • Aus- und Weiterbildung
  • Mobilitätswende
  • Flächenwende (inkl. Postwachstums-Strategie)
  • Stadtbegrünung
  • Flächenentsiegelung
  • ökologische Stadtentwicklung (neue, flächenreduzierte Wohn- und Arbeitskonzepte mit geteilten Räumen)
  • Bürgerbeteiligung
  • Dezentralität
  • Nutzungsmischung (Stadt der kurzen Wege)
  • städtisches Marketing für die Transformation

2 Visionen für Dresden

Steffens Vision: Ein Sommertag in Dresden 2030

Am frühen Morgen hört man draußen die ersten Menschen auf Arbeit gehen. Es ist eine nicht-motorisierte Geräuschkulisse aus Fahrrädern, Schritten und Vogelgezwitscher. Elektroautos werden primär von Dienstleistern gefahren. Dank Tempolimit sind alle Bewegungen wie eine einzige fließende Bewegung, in der alle Teilnehmer ähnlich schnell unterwegs sind und aufeinander reagieren können.

Das Fenster kann beim Frühstück offen bleiben, denn draußen herrscht kein Lärm. An großen Kreuzungen hört man vorrangig Straßenbahnen, die geräuschgedämmt über Schienen gleiten und nur das Summen von Elektromotoren. Die Schienen sind eingebettet in abgesetzte Grasstreifen, so dass Menschen sie nicht versehentlich kreuzen. Unfallvermeidung ist ein natürlicher Bestandteil des Verkehrs.

Da Straßenbahnen im 3-Minutentakt abfahren, kann man entspannt daheim losgehen. Der Weg zur Haltestelle ist nicht weit. Alle Haltestellen sind von großen Bäumen oder lichten natürlich wirkenden Dachkonstruktionen geschützt, so dass auch ein Regentag kein Drama ist. Zusätzlich zur Abfahrtsdichte sind Straßenbahnen groß und geräumig, es gibt genug Raum für Privatsphäre, um ungestört in Zeitung oder Smartphone zu schauen.

Das Zusammenspiel im Verkehr unterscheidet sich wenig zwischen Wohngebieten und Arbeitsorten. Daher fühlt sich die Arbeit in Wirtschaftsgebieten wie z.B. dem Dresdner Norden ähnlich entspannt wie das Frühstück daheim an: offene Fenster, freundliches Gewusel von der Straßenbahnhaltestelle zum Firmeneingang, Vogelgezwitscher.

Auch hier stehen große Bäume, unter denen die warme Luft abkühlt. Wo Bäume noch am Wachsen sind, stehen natürliche und organisch anmutende Gebilde als Schattenspender.

Die Arbeit ist stressig. Aber das war sie immer, und das ist nicht schlimm, denn sobald man den Arbeitsort verlässt, wirkt der entschleunigte Verkehr bereits entspannend, so dass man bei der Ankunft daheim bereits den Stress abschütteln konnte.

In diesem Fluss der Bewegung geht es weiter. Alle Stationen eines Tages fühlen sich wie eine Einheit an: der Weg zum Sport oder ins Kino und Theater – die jeweilige Betätigung ist das eigentliche Highlight, nicht der Weg dahin. Für den Einkauf haben die Menschen Lastenfahrräder, die bereits im Hof stehen, weil genügend Abstellplätze vorhanden sind und das Überangebot von Fahrrädern die Diebstahlquote extrem gesenkt hat. Für den Transport großer Einkäufe wie z.B. vom Baumarkt gibt es dort elektrische Leihfahrzeuge.

In der Stadt gibt es in allen Wohngebieten begrünte und mit Bäumen bepflanzte Sportflächen mit Calisthenics-Anlagen und ebenfalls begrünten Wegen in entferntere Grünflächen, die man zum Joggen nutzen kann. Die Stadt bietet offene Sportveranstaltungen im Freien an, zu denen man sich einfach gesellen kann. Vorbild ist das Sportprogramm der Stadt während der Pandemie 2020/21/22, von der sich gelegentlich die älteren noch erzählen.

Auch für Bewegungsmuffel ist der Weg zur Schänke leicht mit dem ÖPNV erreichbar, so dass der Mensch keine Promille zählen und keinen Parkplatz nach der Heimfahrt suchen muss. Die Entspannung des Treffens mit befreundeten Menschen bleibt den Rest des Abends bestehen.

Louises Vision: Unser Hof 2035

Der Hof an unserem Reihenhaus war einmal eine Asphaltwüste mit parkenden Autos. Heute gibt es nur noch eine Partei im Haus, die ein eigenes Auto hat und dieses wird auf der Straße geparkt. Vor einigen Jahren hat sich die Hausgemeinschaft daher dazu entschieden, den Hof umzugestalten. Das Pflaster wurde entfernt, es wurde eine Wiese und ein Beet angelegt, mehrere Bäume und Hecken gepflanzt. Es gibt jetzt eine Sitzecke mit einem langen Tisch, an den mindestens zehn Gartenstühle passen. Auf der an den Hof angrenzenden Straße sorgen inzwischen die allgemein Verkehrsreduktion in der Stadt, Tempo 30 und E-Fahrzeuge dafür, dass es ruhig und entspannt im Hof ist. Seitdem hat sich das Miteinander in unserem Haus nachhaltig verändert.

Man kennt sich. Es ist fast immer jemand im Hof. Tagsüber sitzen im Frühling, Sommer und Herbst bei schönem Wetter die älteren Leute einzeln oder zusammen im Hof, die früher kaum aus ihren Wohnungen herausgekommen sind. Besonders freuen sie sich, wenn die kleinen Kinder aus der Kindertagesstätte kommen oder am Wochenende draußen spielen. Und die Kinder mögen sie. Sie haben diese Entspanntheit von Großeltern, die die berufstätigen Erwachsenen oft nicht aufbringen können. Manchmal beaufsichtigen die älteren Leute unsere kleine Tochter auf dem Hof, sodass wir uns ein Nachmittagsschläfchen genehmigen können.

In unserem Hof finden so viele Dinge statt: es wird gegärtnert, alleine oder gemeinsam gefrühstückt, zu Mittag und zu Abend gegessen, gespielt, geturnt, es werden Geburtstage gefeiert und im Winter Schneemänner und Schneefrauen gebaut. Der Hof ist der Ort, an dem man miteinander spricht und erfährt, wie es den anderen Menschen im Haus geht. Im Sommer gibt es auch meist mehrere Abende mit einem gemeinsamen Haus-Grillen.

In unserem Hausflur hängt noch ein Bild von unserer ehemaligen Asphalt-Wüste mit Parkplatz. „Wie hässlich!“, kommentierte unsere große Tochter einmal das Bild sehr treffend – und ich freue mich, dass ich heute hier wohnen darf und nicht vor zehn Jahren – als man die anderen Menschen im Haus nicht kannte.

Wir hoffen sehr, dass Euch unsere Zukunftsbilder und Visionen gefallen. Aber diese sind nicht in Stein gemeißelt, sondern sollen diskutiert werden und sich weiterentwickeln. Gerne mit Euch zusammen. Meldet Euch bei uns! dresden@parentsforfuture.de