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Parents For Future Dresden | Brief an den Dresdner Stadtrat



Liebe Dresdner Stadträtinnen und Stadträte, liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Hilbert, liebe*r neue*r Baubürgermeister*in,

am 23. September wird der Entwurf für den städtischen Doppelhaushalt 2021/2022 veröffentlicht. Sie entscheiden jetzt darüber, welchen Bereichen finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Nein, wir wollen diesmal nicht über Klimaschutz sprechen. Wir wollen Ihnen folgende Fragen stellen und sechs konkrete Forderungen unterbreiten. Am 24. September werden wir bei der Stadtratssitzung vor Ort sein, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.

  • Sind Sie bereit, Geld bereitzustellen für eine Stadt, in der die Bürger*innen gesund leben können?
  • Sind Sie bereit, Geld bereitzustellen, damit die Stadt weiterhin auch an Sommertagen Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit für alle Bürger*innen bietet?
  • Sie Sie bereit, Geld bereitzustellen für eine grüne Stadt mit einer vielfältigen Insekten- und Tierwelt, die wir auch unseren Kindern und Enkeln noch zeigen können?
  • Sind Sie bereit, Geld bereitzustellen für eine Stadt, die man gerne besucht und in der auch noch in den Jahren nach 2030, 2040 planbare Veranstaltungen und Kultur unter freiem Himmel stattfinden können?
  • Sind Sie bereit, Geld für eine Energie- und Wärmeversorgung bereitzustellen, die zukunftsfähig und kompatibel mit dem Erhalt unserer Lebensgrundlage ist, sowie allen Bürger*innen auch über 2030, 2040 hinaus eine preisstabile Versorgung gewährleistet?
  • Sie Sie bereit Geld bereitzustellen, für eine Stadt in der Firmen und Betriebe attraktive Bedingungen vorfinden, um nachhaltig wirtschaften zu können und auch in 2030, 2040 geltende Regelungen einhalten zu können?
  • Sind Sie bereit, Geld bereitzustellen für Gerechtigkeit, Zusammenhalt und Sicherheit in der Welt und für die Solidarität zwischen den Städten in einer riesigen gemeinsamen Herausforderung?

Oder sind Sie es nicht?

Obwohl Klimaschutz der Oberbegriff ist, ist es nicht „das Klima“, das Ihren Schutz benötigt, sondern die Stadt und ihre Bürger*innen, sowie alle, die mit uns im Ökosystem “Erde” leben. Anpassungsmöglichkeiten sind begrenzt! Wenn Sie von unseren Dresdner Schüler*innen verlangen, dass sie jetzt Disziplin zeigen, Anstrengungen aufbringen und auch Einschränkungen für ihre Zukunft in Kauf nehmen – dann fordern wir Sie auf: Nehmen auch Sie jetzt das Gleiche auf sich, um eben diese Zukunft für alle möglich zu machen!

Konkrete Forderungen für den Doppelhaushalt 2021/2022

  1. Parkgebühren erhöhen – den daraus resultierenden Erlös direkt in den Klimaschutz z. B. ÖPNV fließen lassen.
  2. Maximaler Einsatz von Ökostrom in allen Einflussbereichen der Stadt.
  3. Konkretes klimaschutzbezogenes Personal- oder Sachbudget in allen für den Klimaschutz relevanten Geschäftsbereichen.
  4. Benennung von Klimaschutzbeauftragten für jedes kommunale Gebäude, um den Energieverbrauch zu senken und die Nachhaltigkeit zu fördern.
  5. Kurzfristige Erstellung eines Gutachtens, das klare Vorgaben benennt, bis wann Dresden klimaneutral sein will und wie viel Prozent CO2-Reduktion dies pro Jahrzehnt bedeutet, um im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu sein – und das als Grundlage für die grundsätzliche Überarbeitung des IEuKK dient.
  6. Einrichtung eines Fonds, der für sämtliche neue Infrastrukturmaßnahmen eine Unterstützung gewährt, die es gestattet, dass diese kompatibel mit dem zukünftigen Erneuerbaren Energiesystem in 2050 gebaut werden.

Ihre Parents For Future Dresden (dresden@parentsforfuture.de)


Erläuterungen

Gesundheit: Neben des generellen Risikos von Hitzschlägen werden vor allem ältere Bürger*innen, Kinder und Schwangere, Bürger*innen mit akuten und chronischen Erkrankungen sowie akuten Eingriffen durch zusätzliche Hitzebelastungen gefährdet. Dies kann zum Beispiel zu einer akuten Verschlechterung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegsbeschwerden führen. Bei hohen Temperaturen sinkt die Schlafqualität und die Leistungsfähigkeit der Bürger*innen. Die Vegetationsperioden vieler Pflanzen verlängern sich und geraten durcheinander, was Allergiker*innen stärker belastet. Infektionskrankheiten, wie z.B. die Borreliose breiten sich bei steigenden Temperaturen weiter aus. Das gilt aber auch für in Deutschland bislang noch nicht endemische Krankheiten wie das Dengue-Fieber. Unser Körper, wie auch das umgebende Ökosystem funktionieren nur innerhalb eines stabilen klimatischen Korridors.

Stadtgrün, Insekten und Tierwelt: Deutschland verzeichnet derzeit einen Insektenrückgang von über 70 Prozent. Lokal lässt sich der Insektenbestand durch die Gestaltung von Grünflächen beeinflussen. Dabei geht es nicht nur um schwarze Käfer und Stechmücken, sondern auch Schmetterlinge und Hummeln. Insekten sind gleichzeitig auch die Nahrungsgrundlage für Vögel und Kleintiere wie Igel, Eidechsen und Fledermäuse.

Kultur und Veranstaltungen: Früher beschäftigte Veranstalter und Kulturtreibende bei Open Air Events vor allem die Frage, ob es regnen könnte. Heute bereiten neben Corona auch Extremwetterereignisse wie Starkregen oder große Hitze (wie beim Elbhangfest 2019) den Veranstaltern Sorge. Der Kultursektor ist eine wichtige Säule der Tourismusbranche. Der Erhalt der Klimastabilität und damit eines Minimums an Planungssicherheit ist für den gesamten Sektor essentiell.

Sicherheit: Durch Starkregenereignisse sowie trockene Böden, auf denen wenig Versickerung stattfindet und sich die Abflussgeschwindigkeit deutlich erhöht, steigt das Risiko für lokale Hochwasser (vor allem an scheinbar kleinen Gewässern) und die Vorwarnzeiten verkürzen sich. Gesundheit und Eigentum der Bürger*innen sind nicht nur durch das Hochwasser selbst, sondern auch durch den zeitlich versetzen sprunghaften Anstieg des Grundwassers bedroht (Schäden in Kellern, Hausfundamenten u. a.). Gleichzeitig sind Engpässe unserer Trinkwasserversorgung (u. a. Wasser aus Talsperren und Elbefiltrat) bei zunehmender Trockenheit nicht ausgeschlossen.

Wirtschaft: Land- und Forstwirtschaft sowie der Obstanbau haben mit schweren Witterungsschäden und Kalamitäten zu kämpfen. Bewässerungsstrategien stoßen an ihre Grenzen. Für die Wirtschaft kann die Kühl- und Brauchwasserversorgung im Sommer knapp werden. Glasfassaden von Bürogebäuden werden zu Hitzefallen. Eine immer stärkere Beeinträchtigung der Fracht- und Personenschifffahrt auf der Elbe ist zu verzeichnen. Zunehmende Klimatisierungsanforderungen im Einzelhandel, im Gastgewerbe sowie in der Personenbeförderung beeinträchtigen die Rentabilität dieser Unternehmen.

Quellen auf Anfrage (dresden@parentsforfuture.de)